Interview von Joachim Tank

Ihr hattet eine Menge Line-up-Probleme. Kann man da überhaupt zu einer einheitlichen Band werden, besonders live?

Das stimmt, in der Vergangenheit hatten wir ernste Line-up-Probleme. Sven ist unser sechster Basser, Nick unser vierter Drummer und Dani nun auch unser zweiter Lead-Gitarrero. Das führte natürlich zwangsläufig in erster Linie zu Stagnation. Wir sind oft über Monate nicht vom Fleck gekommen, da wir ständig neuen Leuten die alten Songs draufgeben mußten. Das kann ganz schon frustrierend sein. Es war allerdings auf der anderen Seite immer so, daß nahezu jeder Besetzungswechsel eine Steigerung der musikalischen und technischen Qualität für uns bedeutete. So hatte auch das sein Gutes. Wer unsere Werkspalette vom EYES-Demo bis zur PROFONDO ROSSO MCD kennt, wird feststellen, daß wir im Laufe der Zeit und der Wechsel lediglich ein besseres Zusammenspiel entwickelten. Einen grundlegenden Einschnitt in unserem Stil gab es nicht. Das liegt vielleicht daran, daß ich schon immer sehr genaue Vorstellungen von AARDVARKS? Musik hatte. Abgesehen davon gehen mir große stilistische Sprünge auch bei etablierten Band auf den Nerv, also versuche ich sie zu vermeiden. Gegen kleine experimentelle Einlagen dagegen, habe ich nichts, solange man den roten Faden nicht verliert.

Ihr habt wieder einen neuen Gitarristen, oder? Du sagtest, Du kannst ohne Deinen Bruder keinen AARDVARKS-Song schreiben. Jetzt wirst Du es wohl müssen …

Ja, mein Bruder hat aufgehört. Er will sich auf sein Studium konzentrieren, was ich voll und ganz respektiere. Er hatte angeboten, noch zu spielen bis Ersatz gefunden ist, aber das war schneller der Fall als wir alle zu hoffen wagten. Unser »neuer« Mann heißt Daniel Hauenstein und ist seit Frühjahr 1998 dabei. Es war Liebe auf den ersten Ton. In der Zwischenzeit haben wir mit großer Erleichterung feststellen können, daß es auch ohne meinen Bruder klappt AARDVARKS-Songs zu schreiben. Zum Beispiel auf der neuen MCD ist mein Bruder für das Riffing von »PROFONDO ROSSO« verantwortlich, Dani für das von »GREY« und ich für das von »MEAT«. Dennoch denke ich, daß man in allen vier Stücken unsere Handschrift hören kann. Der vierte Track ist im übrigen »TOO MANY PUPPIES«, eine Covernummer von PRIMUS, die wir alle sehr mögen.

Wo grabt Ihr die merkwürdigen Songtitel aus, wie FARKAS? LEMMA etc. Wie war noch gleich die Story zu MI LAI, oder PROFONDO ROSSO?

Och, das ergibt sich oft per Zufall. FARKAS? LEMMA zum Beispiel ist ein mathematischer Hilfssatz aus der abstrakten Mathmatik (mein Bruder studiert Mathe). Ich habe also einen sehr abstrakten Text dazu geschrieben, den jeder auf seine eigene Art deuten sollte. MI LAI thematisiert den Überfall amerikanischer Truppen auf eben jenes vietnamesische Dorf, und das allgemeine Handling von Kriegsverbrechen. Der General, der dieses Massaker damals befahl, bei dem circa 500 alte Menschen, Frauen und Kinder umgebracht wurden, wird heute noch in seiner amerikanischen Heimatstadt als Kriegsheld verehrt und muß in keinem Restaurant zahlen. PROFONDO ROSSO ist durch den gleichnamigen Splatter-Thriller von Dario Argento entstanden. Wir sind große Splatter-Fans, und dieser Film ist einer der Meilensteine des Genres. Guck den Film, dann weißt Du worum es in dem Text geht.

Welches Publikum sprecht Ihr am ehesten an?

Wir haben festgestellt, daß wir Metalheads aus den unterschiedlichsten Ecken überzeugen können. Das mag daran liegen, daß wir sehr viele Einflüsse in unsere Musik fließen lassen. Das geht von Thrash- über Death- zum Heavy- und Power-Metal, mit etwas Prog drin. So sieht dann auch unser Publikum aus. Aber etwas openmindet, zumindest innerhalb des Metal-Genres, sollte man schon sein.

Glaubst Du, daß mit AARDVARKS etwas zu reißen ist? Eventuell mit Deal?

Das ist es was wir all die Jahre über gehofft haben, und noch ist der Funke nicht tot. Wir werden einfach sehen was es für Reaktionen auf unsere als Promo gedachte MCD gibt, und hoffen, daß wir bald mit der Unterstützung eines fairen Labels mit den Aufnahmen für einen Longplayer beginnen können. Das wäre vorerst das erklärte Ziel. Denn als Eigenproduktion eine anständige LP-Produktion zu fahren ist nahezu unmöglich.

Seid Ihr stärker im Underground involviert, oder spielt Ihr nur als AARDVARKS, und das wars?

Wir hatten alle Zweitbands und Sideprojects. Sven war bei TESTICLE DISEASE und früher bei DERB (heute ENDART), Nick spielte in der Thrashcombo KEROSENE und ich war, wie Du weißt, Sänger bei den Proggern von AURURY (nur Dani ist ein bandtechnisch unbeschriebenes Blatt). Aber mit der Zeit sind die ? vor allem zeitlichen ? Ansprüche von AARDVARKS immer größer geworden, sodaß wir alle unsere Entscheidungen treffen mußten. Zum Glück für diese Band. Jetzt können wir alle hundert Prozent geben. Ansonsten stelle ich noch meine Dienste als Grafiker und Layouter in den Dienst des Undergrounds. Ich layoute neben den AARDVARKS-Sachen das UNHOLY TERROR, ein Death-Metal-Fanzine, das zwei Freunde von mir rausbringen, und ich mache anderes vom CD-Cover bis zum Flyer. Natürlich zu fairen Preisen.

Wie weit würdet Ihr gehen, um die Band vorwärts zu bringen, z. B. den Sound ändern?

Wenn wir um des Erfolges Willen bereit wären musikalische Kompromisse einzugehen, hätten wir von vornherein eine Musikrichtung gewählt, die mehr Erfolg verspricht. Also steht das nicht zur Befürchtung. Entweder wir bannen unseren Sound auf die erste AARDVARKS-LP oder garkeinen. Zum Glück haben wir in Whitey einen Produzenten, und in Botsch einen Manager, die beide an unsere Musik glauben wie sie ist. Und schließlich haben wir sie mit unserem Metal überzeugt, obwohl beide urspüglich aus der Popecke kommen.

Du bevorzugst CDs, oder?

Ja, ich bin bekennender CD-Fan. Ich bin nämlich Produktionsfetichist. Da ich durch meine Arbeit, auch mit anderen Metalbands, viel ans Mischpult gekommen bin, übernehme ich mittlerweile die Rolle des Co-Produzenten wenn ich mit Whitey in seinem STONEHENGE STUDIO an AARDVARKS-Aufnahmen sitze. Also will ich auf der EndCD möglichst genau den Sound hören, den wir uns gedacht haben. Daran soll nur noch das Mastering etwas ändern, aber nicht der Tonträger selbst. Außerdem ist die CD vom Format her viel praktischer. Ich möchte mir nicht ausmalen 200 Vinylscheiben per Post im Underground rumzuschicken.

Mit der Bezeichnung METAL für AARDVARKS konntest Du auch nicht so viel anfangen …

Ich habe früher drüber nachgedacht genau das ins Info zu schreiben. Eigentlich ist das die Bezeichnung, die es immernoch am genauesten trifft. Aber im Zuge des neuen True-Metal Trends wäre es doch ein wenig ungenau und somit mißverständlich. Und da True-Metal eine der Schienen ist aus der wir garkeine Einflüße mitbekommen haben, sind wir dazu übergegangen unseren Stil halt etwas umständlicher zu umschreiben (siehe oben), da keiner etwas mit Geschwafel der Gattung »Kann man nicht so einfach sagen« anfangen kann.

Kurz zum Thema AUGURY ein paar Sätze, bitte.

Wie schon gesagt habe ich vor ein paar Jahren als Sänger bei AUGURY angefangen, um meinen melodiösen Gesang auszubilden und natürlich weil ich die Musik sehr mochte. Ich habe von Anfang an gewußt, daß es zwar mehr als ein Sideproject ist, es aber nie die AARDVARKS ersetzen könnte. Also war der Konflikt vorprogrammiert. Die anderen Jungs von AUGURY hatten keine Zweitbands, bei mir hatten die AARDVARKS immer Vorrang, sodaß meine Arbeit bei AUGURY irgendwann zu kurz kam. Nach der Veröffentlichung unseres Demos »The Rescue« spielten wir ein paar Gigs, aber bald stagnierte es. Also trennten wir uns im Sommer ?98. Die Jungs suchten eine zeitlang noch einen neuen Sänger, gaben aber bald auf und lösten sich endgültig auf.

Was gibt es denn am METALHEADS so alles zu kritisieren?

Auf der Basis der mir vorliegenden #4 muß ich sagen, inhaltlich finde ich das Heft sehr gelungen weil abwechslungsreich. Als Layouter läßt sich da natürlich immer was zum meckern finden, aber lobend erwähnen möchte ich die gute Lesbarkeit aufgrund der Schriftgröße und Schriftart im Fließtext (weniger ist da meist mehr). Einziger Wermutstropfen war dei schlechte Qualität der Goddess of Desire Fotos. Wer auch immer Schuld ist, das war jammerschade.

Eure nächsten Schritte?

PROFONDO ROSSO-MCD verschicken was das Zeug hält, und zocken, zocken, zocken und nochmal zocken. Wir spielen für Benzingeld in ganz Deutschland und Umgebung.