Interview von Kai Wilhelm

Hallo Guido, es gibt sicher einige Eternity Leser, für die ihr noch ein recht unbeschriebenes Blatt seid. Mir ging es anfangs ähnlich. Also erläutere doch mal einfach kurz, was ihr seit eurer Gründung im Jahre 1993 so alles getrieben habt?

Hi, Kai. Anfang 1993 gründeten mein Bruder Andreas und ich gemeinsam mit drei Freunden die Band. Damals hatten wir noch drei Gitarren. Bald hatten wir unseren ersten Auftritt und da wir in unserer Gegend die einzige Band waren die in der Death-Metal-Hochzeit thrashlastigen Metal machten, hatten wir vom ersten Gig an eine großartige Resonanz. Aus den verschiedensten Gründen hatten wir jedoch bis vor einem Jahr einen konstanten Kampf um das Line-Up auszufechten. Ende ’95 kam Nick Homfeldt dazu, ein versierter, extrem timingfester Drummer und seit Mai ’96 haben wir mit Sven Krautkrämer einen Bassisten, der in der Metal-Szene seinesgleichen sucht. Im Laufe der Jahre haben wir viele Live-Gigs absolviert. Überwiegend regional aber im Rahmen von Festivals und Wettbewerben auch schon in der Zeche in Bochum, im Tor 3 in Düsseldorf oder im Luxor in Köln. Diesen Sommer hatten wir einen sehr erfreulichen Open-Air Auftritt auf der Rheinkultur vor einigen Tausend Leuten. Das war eine tolle Erfahrung.

Euer Demo »Eyes« wurde doch schon ’94 veröffentlicht. Kommt es mir nur so vor, oder ist es wirklich so, daß ihr erst in letzter Zeit damit in die Öffentlichkeit geht, bzw. erst in letzter Zeit von der Öffentlichkeit beachtet werdet? Ihr seid ja z.B. auch auf dem nagelneuen Deathophobia V.?

Mit unserem Demo ist das so eine Geschichte. Kurz nach dem Abschluß der Aufnahmen gab es wiedereinmal Line-Up Probleme. Dadurch ist es 1994 nur in kleiner Auflage im engeren Bekanntenkreis weitergereicht worden. Erst als die Besetzung wieder komplett und die Kasse einigermaßen gefüllt war, haben wir es mit Farbcover und 1:1 Kopien neu vervielfältigen lassen. Bis ich die Zeit hatte Fanzines zu beschicken gingen noch ein paar Monde ins Land. Die Fanzines ha-ben uns dennoch mit sehr guten Kritiken bedacht, was uns natürlich sehr motiviert hat. In Zukunft werde ich solche Verzögerungen aber tunlichst vermeiden. Der Track »Farkas’ Lemma«, den wir auf dem DEATHOPHOBIA V veröffentlichen werden ist daher auch recht frisch. Er ist mit unserer aktuellen Besetzung im Frühjahr ?97 eingespielt worden.

Nach dem ewigen Line up hin und her scheint ihr ja jetzt endlich die richtigen Leute gefunden zu haben, wieso hat es vorher kein Mitmusiker lange bei euch ausgehalten?

Wie bereits erwähnt waren die Gründe sehr unterschiedlich. Das reicht von Wehrdienst und Ortswechsel bis hin zu Unzuverlässigkeit oder einfach den berühmten musikalischen Differenzen. In Nick haben wir unseren vierten Drummer und in Sven sogar den fünften Bassisten. Ich kann mir vorstellen, daß es nicht einfach ist mit uns zu arbeiten, wenn die Grundeinstellung und die Zielsetzung zu unterschiedlich ist. Nick und Sven ziehen mit uns am gleichen Strang, weshalb ich glaube, daß diese Freundschaft und Zusammenarbeit auch in Zukunft fruchtbar sein wird.

Was gibt es zu euerm neuen Material zu erzählen, worin liegt der größte Unterschied zu den »Eyes« Songs?

Ich glaube der größte Unterschied ist, daß wir inzwischen einen Produzenten haben. Und zwar Oliver Weiskopf, in dessen Studio wir damals schon »Merry-Go-Round« (vom EYES-Demo) aufgenommen haben. Ich arbeite schon eine ganze Weile als Toningenieur mit ihm zusam-men und konnte seine Begeisterung für Metal wecken. Wir produzieren in seinem STONEHENGESTUDIO auch gemeinsam Metal-Bands. Zum Beispiel die Melodic-Deather DAKRIA und AGES GONE aus Köln, von denen man in naher Zukunft wohl noch einiges hören wird (Wir sind übrigens immer auf der Suche nach guten Metal-Bands. Schickt uns Euer Material!). Da die Zusammenarbeit sehr gut funktionierte und er sehr an unser Material glaubt, bot er uns einen Produzentenvertrag bei STONEHENGE PRODUCTIONS an, den wir auch unterschrieben. Im Rahmen dieses Vertrags nahmen wir vier Songs auf, die wir nun seit einiger Zeit als Promo-CD gemeinsam mit dem Material des EYES-Demos durch die Metal-Instanzen schicken und auf einen Deal hoffen.

Wir haben uns im Grunde stilistisch nicht verändert. Wir bewegen uns nach wie vor irgendwo zwischen Thrash-, Heavy- und Death-Metal. Durch die beachtlichen Fähigkeiten der neuen Mitstreiter haben wir allerdings vor allem beim Einsatz des Basses viel mehr Möglichkeiten.

Welche Bedeutung meßt ihr eurer Musik in euerm Leben bei?

Die Musik nimmt in unser aller Leben einen sehr hohen Stellenwert ein. Wir sind leidenschaftliche Musiker und arbeiten sehr hart für das Ergebnis. Das ist auch ein Grund warum es so lange gedauert hat, bis wir die Leute zusammen hatten, mit denen das möglich ist, was uns vorschwebt.

Was ist, bzw was bedeutet eigentlich der Name AARDVARKS?

Das Wort AARDVARKS kommt aus dem Südafrikanischen und benennt keinen Dämonen aus der siebten Vorhölle, sondern das Erdferkel (Orycterupus Afer). Dieses Tier ist nachtaktiv und wühlt im Untergrund. Das finde ich eine nette Parallele zu uns.

Was glaubt ihr, hat es eine besondere Auswirkung auf eure Musik, daß Du und Andreas Geschwister seid? Habt ihr den selben musikalischen Background oder sind es gerade eure geschwisterlichen Gegensätze, die eure Musik interessant macht?

Wir beide hören seit 1986 Metal der verschiedensten Richtungen. Wir haben beide 1990 angefangen E-Gitarre zu spielen, wobei er sich bald auf die Lead- und ich mich auf die Rhythm-Guitar konzentrierte. Wir haben immer sehr intensiv an unseren Fähigkeiten im Arrangieren gearbeitet und versuchen unsere sich teils überschneidenden teils auch sehr unterschiedlichen Einflüsse in Einklang zu bringen. Das macht auch den Stil von AARDVARKS aus. Ich könnte ohne meinen Bruder nie einen AARDVARKS-Song schreiben und umgekehrt auch nicht.

Mal ein anderes Thema, was haltet ihr vom Regierungsumzug? Immerhin seid ihr ja direkt betroffen, oder seht ihr die Sache gar nicht so eng ? immerhin sagen ja gleich dutzende von sogenannten Experten der Stadt Bonn sowie der gesamten Region ein wirtschaftliches Chaos und einen schnellen Niedergang nach dem Umzug mit unabschätzbaren Folgen voraus? Da bekommt man als Berliner ja fast schon ein schlechtes Gewissen.

Ich für meinen Teil kann Dein Gewissen beruhigen. Abgesehen von der finanziellen Idiotie dieses Unterfangens habe ich mit der Sache an sich kein Problem. Ich bin eh kein Kind der Großstadt und Bonns Jugendkultur wird der Abzug der Beamten und Polizisten bestimmt nicht viel ausmachen, wahrscheinlich eher im Gegenteil.

Wie sehen eure Zukunftspläne, die Band betreffend, aus?

Unser nächstes Ziel ist es einen Longplayer aufzunehmen. Wir hoffen zwar, daß wir das mit Hilfe eines Labels machen können, würden das aber auch mit unserem Produzenten und mit mir als Coproduzenten durchziehen. Obwohl er ein eigenes Studio hat wäre natürlich mit finanzieller Unterstützung eines engagierten Labels eine viel zeitintensivere Produktion möglich. Also haben wir lieber noch etwas Geduld als es zu überstürzen.

Guido mir ist aufgefallen, daß Du dich für die Gestaltung, Layout und Illustration eures MC Booklets unter dem Namen »Voltaire Graphics« verantwortlich zeigst – Ist das alles nur ein Hobby ,- oder Beruf?

Das ist mein eigentlicher Beruf. Ich studiere Grafik-Design und werde wohl in Bälde mein Diplom machen. Unter dem Namen VOLTAIRE GRAPHICS erledige ich aber heute schon Auftragsarbeiten vom CD-Cover bis zur Firmenbroschüre. Natürlich bin ich also auch für das Erscheinungsbild von AARDVARKS verantwortlich. Ich bin jedenfalls sehr froh meinen Beruf mit dem zweiten großen Kapitel in meinem Leben verbinden zu können.

Was glaubt ihr, wohin wird sich der Metal in Zukunft entwickeln, einige glauben ja, daß die Vermischung mit Electro und ähnlichen Soundgemischen die einzige logische Entwicklung sei.

Ich bin fest davon überzeugt, daß es auch in Zukunft immer Puristen geben wird, die Musik hören wollen, die von Hand entstanden ist. Wir haben uns jedenfalls zum Ziel gesetzt ohne Midi-Drums, Keyboards oder Samples atmosphärische, vielschichtige aber auch zeitgemäße Musik zu machen. Das pure Aufwärmen von achtziger Metal ist ebensowenig unser Ding wie die Industrialisierung mit elektronischem Firlefanz. Ich denke es geht auch anders.

Wenn Du dein größter Kritiker wärst, woran würdest Du an dir kein gutes Haar lassen?

Mein größtes Problem ist, daß ich mir immer zu viel aufhalse weil es mir keiner recht machen kann. So komme ich oft zeitlich in die Bredouille. Daran muß ich arbeiten.

Mit welcher Beschreibung eurer Musik/eures Stiles in Reviews oder anderweitigen Kritiken könnt ihr am besten leben und welche könnt ihr überhaupt nicht nachvollziehen, bzw, mögt ihr überhaupt nicht hören?

Unsere Musik läßt sich nicht mit einem Begriff definieren. Andererseits halte ich nichts davon mir einen neuen Begriff aus den Fingern zu saugen, mit dem der ahnungslose Leser sowieso nichts anfangen kann. Manchmal sind wir als Death-Metal Band bezeichnet worden, was ja nun definitiv nicht zutrifft, auch wenn wir einige Elemente dieser Richtung verarbeiten. Das waren aber meistens Journalisten, die über Metal nicht so genau bescheid wußten. Wie gesagt können die meisten Leute, die Heavy, Thrash und Death etwas abgewinnen können, auch mit unserer Musik etwas anfangen. Deine Umschreibung im EYES-Demo-Review in #5 hat mir sehr gut gefallen, da Du den Akzent auf den Thrash gelegt hast.

Was glaubst Du, welchen Sinn machen Interviews wie dieses, in Heften wie das unsrige, mit Bands wie Euch?

Sehr viel Sinn. Eure Arbeit macht es möglich die Arbeit und das Anliegen ungesignter Bands dem interessierten Underground näher zu bringen. Gerade im Metal leisten die Fanzines beachtliche Arbeit und jeder Metaller sollte im Monat eine CD weniger und dafür ein paar Fanzines mehr kaufen. Es gibt genug informative und gut aufgemachte Veröffentlichungen. Zum Beispiel MYSTICAL MUSIC, CIRCLE oder FEGEFEUER um ein paar unbekanntere zu nennen.

Gibt es eurer Meinung nach, wirkliches Potential von interessierten Konsumenten an Musik unterhalb der Majordealgrenze? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Gibt es die sogenannte Undergroundszene, wie sie von diversen Publikationen (zugegebenermaßen auch der unsrigen) dargestellt wird tatsächlich, oder entspringt das Ganze größtenteils nur dem Wunschdenken und Idealismus einiger weniger unbelehrbarer Leute, fernab jeglicher Realität?

Im Underground Geld zu verdienen ist wohl eher schwer, war aber wohl auch nie das Hauptanliegen der hier aktiven Bands. Der Metal ist nunmal nichts für die Masse aber dafür sind die Fans umso treuer. Es geht hier um Kontakte, Freundschaften, neue musikalische Nuancen. Doch wenn es eine Band schafft ohne Kompromisse den Weg zur nächsthöheren Stufe zu gehen ist auch nichts falsch daran. Auf jeden Fall hat sich im Metal-Underground mit der Zeit ein Netzwerk von Bands, Fanzines und Distros gebildet, wie in keiner anderen Stilrichtung. Das funktioniert nur mit Idealismus und Überzeugung da jeder Teil dieses komplexen Systems mit viel Arbeit und Zeitaufwand verbunden ist.

Welche Frage vermißt Du bisher in diesem Interview und was würdest Du dich fragen, wenn Du der Schreiberling wärst?

Vielleicht die Frage, ob wir schon schlechte Erfahrungen im Musik Buiz machen mußten? Darauf haben wir nämlich auch schon eine Antwort, Schlechte Erfahrungen haben wir mit einem sehr bekannten schwedischen Label gemacht, das versuchte uns einen Vertrag für die Veröffentlichung von FARKAS? LEMMA auf einem ihrer Sampler unterzujubeln. In diesem, in sehr schwer verständlichem Amtsenglisch verfaßten, Vertrag sicherte sich dieses Label eine Option auf drei Longplayer mit einer 12prozentigen Gewinnbeteiligung für die Band und sämtlichen Mer-chandisegewinnen für sich. Unser Anwalt hat den Vertrag gecheckt, einmal kurz gelacht und ein paar Änderungen eingefügt um ihn fair zu gestalten. Das haben unsere Stockholmer gar nicht gemocht und so ist die Sache geplatzt. Ich bin jedenfalls sehr vorsichtig geworden und kann andere nur vor unüberlegten Vertragsabschlüssen warnen. Am Beispiel Cemetary/Sundown sieht man, wie schwer man da wieder raus kommt.

Gibt es sonst noch irgend etwas, was Du an unserer Leser loswerden willst ? Last words?

Auch wenn es noch so abgedroschen klingen mag. Unterstützt den Underground, denn im Endeffekt erhält er das am Leben, was uns allen wichtig ist. Ansonsten können Interessenten bei uns noch einige Exemplare vom »EYES«-Demo für 10,– DM ordern, die »DEMO-COLLECTION« auf CD (52 min) gibts für 20,– DM und unser Double-Side-Print »PROFONDOROSSO«-T-Shirt (Schwarz mit blutrotem und weissem Druck) gib’s für 25,– DM bei mir zu bestellen. Danke Kai für das Interview. Die Fragen waren wirklich gut. Haltet das Eternity am Leben.