Interview von Sascha Hennenberger

Hi Guido, erzähle doch zunächst einmal etwas zur Bandgeschichte!

Das ist schnell erzählt. Mein Bruder und ich gründeten die Band 1993, um endlich eigene Musik zu schreiben und zu spielen, nachdem wir jahrelang nur passiv konsumiert hatten. Wir haben im Laufe der Jahre viele Besetzungswechsel an allen Instrumenten gehabt, und mittlerweile bin ich das einzig verbliebene Gründungsmitglied. Das jetzige Line-up besteht aus vier Kranken mit Dani »Dr Snuff« Hauenstein an der Leadgitarre, Sven »Sieben« Krautkrämer am Bass, Nick »The Stick« Homfeldt an den Drums und mir an Rythmusgitarre und Vocals.

Wieso ist dein Bruder ausgestiegen?

Er hat irgendwann Prioritäten gesetzt und sich dafür entschieden, sich auf sein Studium zu konzentrieren, was ich auch akzeptiert habe. Er war eh immer eher der Introvertierte, der sich im Studio und im Proberaum wohler als auf der Bühne fühlte. Es war natürlich schade, da wir solange gemeinsam Musik gemacht hatten, aber die Band hatte ja sehr bald adäquaten Ersatz gefunden.

Du hast in einem anderen Interview einmal gesagt, daß du dir AARDVARKS ohne deinen Bruder nicht vorstellen könntest, dabei gibt es euch immer noch! Erzähl mal!

Der genaue Wortlaut war glaube ich, daß ich mir nicht vorstellen könnte, ohne meinen Bruder einen AARDVARKS-Song zu schreiben. Davon war ich zu dem Zeitpunkt auch überzeugt. Es hat sich allerdings herausgestellt, daß wir mit Dani ebenfalls sehr gut komponieren können. Der Beweis ist das Stück »Grey« auf unserer MCD »Profondo Rosso«. Die Mainriffs zu diesem Song stammen fast ausschließlich von Dani, und dennoch klingt er wie ein echter AARDVARKS-Song.

Ihr habt eure neueste CD nach dem gleichnamigen Kult Horrorfilm »Profondo Rosso« benannt. Wie seid ihr dazu gekommen? Seid ihr solch große Fans von Splatter Movies? Könnt ihr noch weitere Filme empfehlen? Um was dreht es sich in »Profondo Rosso«?

Vor allem Sven und ich lieben Splatter-Filme, wobei Sven der sammelnde Freak ist und ich mir immer die Filme bei ihm ausleihe oder wir in seiner Bude die Video-Sessions machen. Die anderen beiden können sich aber auch für den Stoff begeistern. Da wir Dario Argento Fans sind und vor allem jenes Werk sehr schätzen, haben wir einfach einen Song zu diesem Film geschrieben. Dementsprechend sind die Lyrics auch eng mit dessen Handlung verknüpft. Ich selbst liebe an weiteren Filmen vor allem die Peter Jackson Fun-Splatter wie »Braindead« und »Bad Taste«, aber auch Clive Barkers atmosphärische Grauzonengeschichten wie »Nightbreed – Cabal« oder »Hellraiser«. Sven verehrt noch Fulci und Jim van Bebber.

Von welchen Bands bzw. Musikstilen werdet ihr beeinflußt?

Was mich angeht, so mag ich vor allem Thrash-, Death- und Heavy-Metal. Meine Haupteinflüsse sind Bands wie SLAYER, CARCASS, BOLT THROWER, METALLICA (alte), SEPULTURA (alte), TESTAMENT und ANNIHILATOR, was sich auch von Anfang an hörbar in unserer Musik niedergeschlagen hat. Bei Nick sieht es ähnlich aus. Da er aber ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel hat, verlagern sich seine Einflüsse auch noch ein wenig weiter zurück. Sven und Dani sind da ein wenig offener, was wahrscheinlich auch mit Ihrem Job (bei Dani Ex-Job) als CD-Händler zu tun hat. Die stehen auch auf einige modernere Sachen wie KORN, SLIPKNOT und Konsorten. Dabei kann ich für alle Mitglieder sagen, daß sich das Spektrum nicht nur auf den metallischen Bereich der Musikstile erstreckt. Wir hören von Wagner & Beethoven über Tori Amos bis zu Dead Can Dance alles, was gefällt. Genaues zu den einzelnen Mitgliedern gibt es aber auch auf unserer Website nachzulesen: www.AARDVARKS.org !!!

Habt ihr euch irgendwelche Ziele gesetzt mit AARDVARKS?

Das konkrete Ziel ist, unsere Kompositionen auf einen anständig produzierten Longplayer zu bannen. Wir arbeiten hart dafür und hoffen, daß dieses Ziel nicht mehr allzu weit entfernt ist.

Worin seht ihr Unterschiede von »Farkas Lemma« zu »Profondo Rosso«?

Stilistisch gibt es keinen Unterschied. Ich nehme an, daß jeder, der »Farkas’ Lemma« mochte, auch »Profondo Rosso« mögen wird. Der Hauptunterschied liegt wohl in der Besetzung, da Dani ja meinen Bruder an der Leadgitarre ersetzt hat. Außerdem sind wir in der Zeit zwischen den Aufnahmen natürlich auch technisch besser geworden. Sowohl spielerisch als auch aufnahmetechnisch, da Whitey – unser Produzent – und ich, die wir die Aufnahmen und den Mix durchführen, ja auch dazulernen.

Wieso haben eure Demos immer nur solch eine kurze Spielzeit? Wollt ihr keine Full-Length-CDs aufnehmen?

Wie gesagt, wollen wir sehnsüchtigst. Das Problem ist nur, daß man dazu Kohle braucht. Wir haben keine Lust, auf eigene Kappe in zwei, drei Wochen eine dreiviertel Stunde Musik einzukloppen, da das in dieser kurzen Zeit nicht den Qualitätsstandard erreichen kann, der uns vorschwebt. Da gehen wir doch lieber noch ein langes Wochende in Whiteys Studio und nehmen lieber ein Paar Songs in anständiger Qualität auf, statt einen mittelmäßigen Longplayer und arbeiten weiterhin auf einen fairen Deal hin.

Dan Swanö sagte einst in einem Interview, daß er das perfekte Album komponieren könnte. Wie steht es mit euch? Seid ihr in der Lage dazu? Was hältst du von dieser Aussage?

Wenn er das wirklich kann, warum macht er es dann nicht endlich? Ich habe ein Problem mit Schwätzern. Wenn man eine Zeit Musik gemacht hat, lernt man massenhaft davon kennen. Jeder »hat Connections« oder »kann irgendwas klarmachen« oder »könnte Spitzenmaterial komponieren/produzieren, wenn er doch nur die Mittel hätte«. Man lernt mit der Zeit diese Parolen einfach spurlos durch seinen Kopf gleiten zu lassen, wenn nicht bald konkrete Ergebnisse vorliegen, die das Behauptete belegen. Glücklicherweise finden sich diese Leute kaum in Bands und wenn, dann nur in merkwürdig erfolglosen Exemplaren. Irgendwann bekommt man ein Gespür für hohle Worte. Was meine konkrete Meinung zu der Aussage angeht, so kann man, auf einer philosophischen Basis, die Existenz von etwas »Perfektem« verneinen oder einfach die Subjektivität in der Urteilsfrage hervorkehren. Ich würde so etwas nie sagen, und wenn ein Fan sagt, daß er einen unserer Songs perfekt findet – was auch schon vorgekommen ist – dann ist das einfach ein nettes Kompliment.

Was hältst du vom derzeitigen Underground?

Der Underground ist eine extrem wichtige Plattform, um ungesignten Bands wie uns ein größeres Publikum zu erschließen. Jeder, der seine Freizeit und seine Mittel in irgendeiner Form in dieses Netzwerk investiert, hat meinen Respekt. Im Underground sind ein Haufen Idealisten damit beschäftigt, eine Sache zu unterstützen die sie lieben. Die Arbeit mit dem Underground ist in den letzten Jahren durch das Internet extrem erleichtert worden. Man ist nicht mehr zu 100% abhängig von der überteuerten deutschen Post. Die Nachrichten und Kontakte fließen schneller, billiger, zuverlässiger und weiter. Mit einer Homepage und per E-Mail erreicht man Metal-Maniacs rund um den Globus. Das macht extrem viel Spaß.

Kennst du CLAUDE DEBUSSY?

Na sowas. Rein zufällig ist ein guter Freund von mir ein direkter Nachkomme dieses Komponisten. Debussy war immer gut für interessante Harmonien. Ich mag ihn. Vor allem die Kompositionen fürs Klavier.

Was habt ihr empfunden, als ihr mit einem Song inklusive Kurzinterview im Rock Hard vertreten wart?

Das war schon eine feine Sache, obwohl die direkten Resonanzen unter den Erwartungen lagen. Aber in dieser Form im auflagenstärksten harten Mag der Welt gefeatured zu werden, ist schon Klasse, da der Name AARDVARKS einigen Leuten jetzt zumindest vetraut vorkommen wird, wenn er denn irgendwann mal wieder fallen sollte.

Was denkst du, an was es liegen könnte, daß ihr noch immer keinen Plattendeal habt?

Darüber zu spekulieren ist müßig. Aber ein Grund ist sicherlich, daß wir eine Stilrichtung gewählt haben, die in keinen der großen Metal-Trends der letzten Jahre paßt. Wir haben keine Gothic-, Black- oder True-Metal Einflüsse in unserer Musik. Das macht die Entscheidung für ein Label schwierig, das Risiko eines Signings einzugehen. Man kann ihnen ja nicht verdenken, daß sie Geld verdienen wollen. Als weiteren Aspekt habe ich im Laufe der Zeit klingeln hören, daß gerade etablierte Labels sich schwer tun, deutsche Acts zu signen. Diese Angewohnheit hat leider ihren Grund. Aus USA und Skandinavien kommen Bands, die in sehr viel jüngeren Jahren eine sehr viel größere Professionalität erreichen als deutsche Bands. Das liegt an unserem überdurchschnittlich vielfältigen Freizeitangebot. Während eine durchschnittliche deutsche Band maximal zweimal pro Woche probt, haben Bands der genannten Nationen mindestens vier Proben die Woche, weil sie sonst nicht viele Möglichkeiten haben, ihre Freizeit zu gestalten. Oft ist die Grundeinstellung dieser Bands auch wesentlich professioneller und ihre Grundstruktur zuverlässiger. In den Jahren als aktives Erdferkel habe ich sehr viele hoffnungsvolle Bands an lächerlichen Anlässen zersplittern sehen. Das reicht von persönlichen Differenzen über Egotrips einzelner Bandmitglieder bis zu Stress mit weiblichen Außenstehenden. Das ist jammerschade zu beobachten.

Wie aufgeschlossen bist du gegenüber anderen Musikstilen?

Es geht. Ich bin eigentlich ziemlich borniert. Aber auch wenn ich etwas nicht mag, kann ich neutral urteilen, ob die Sache handwerklich anständig ist. Die Entwicklungen in der Metal-Szene der letzten Jahre gehen ziemlich an mir vorbei, da ich noch nie einen besonderen Bezug zu einer der drei in dieser Zeit forcierten Stilrichtungen Gothic-, Black- oder True-Metal hatte. In den jeweiligen Strömungen gibt es nur wenige Ausnahmen, die mir gefallen. Was Musikstile jenseits von Metal angeht, bin ich nichtsdestotrotz sehr aufgeschlossen. Ich höre Klassik, Rythm and Blues, Funk and Soul, manche Pop Sachen und verschiedene Folk-Sorten wie keltischen, spanischen oder lateinamerikanischen. So gesehen bin ich nur im Metal etwas engstirnig.

Du betreibst ja noch nebenher dein eigenes Graphik-Studio und arbeitest soviel ich weiß bei den Stonehenge Studios mit. Möchtest du etwas darüber erzählen?

Natürlich, kostenlose Werbung. Als freischaffender Grafiker verdiene ich mir unter dem Namen VOLTAIRE GRAPHICS meinen Unterhalt. Dabei erledige ich alles was anfällt: CD-Cover, Illustrationen, Typografische Arbeiten, Webseiten. Ich layoute zum Beispiel auch das UNHOLY TERROR Death-Metal Fanzine. Dadurch sparen wir mit AARDVARKS natürlich eine Menge Geld, da ich das alles für Lau erledigen kann. Im STONEHENGE STUDIO erledige ich Gesangsjobs, arbeite aber auch bei Metal-Produktionen mit Whitey zusammen am Sound. Wenn wir AARDVARKS aufnehmen, ist die aufnahmetechnische Arbeitsaufteilung fast 50/50. Er hat das Equipment und das technische Know-How und ich die Erfahrung im Metal Sound. Wir haben beide die gleiche Vorstellung vom AARDVARKS Sound und sind mit jeder gemeinsamen Produktion dem Ideal näher gekommen. Das soll auch so weitergehen.

Was verbindet dich mit Metal? Wie bist du dazu gekommen? Mit welchen Bands bist du in quasi »entjungfert« worden (s. h. was waren deine ersten Metal-Bands)?

Metal ist ein extrem wichtiger Teil meines Lebens. Ich höre diese Musik seit 13 Jahren und habe immer noch nicht genug. Ein Ende ist nicht abzusehen. Im Jahre 1986, als noch in Moskau lebte, hat mich ein Freund – übrigens ein alter Bruchsaler Thrasher namens »Kersch« – mit SLAYERs »Reign in Blood« entjungfert. Als ich das erste Mal »Angel of Death« gehört habe, war ich einfach fasziniert von der Brutalität, Intensität und Hemmungslosigkeit der Musik. Arayas Schrei und die Drums waren unglaublich. Die einmaligen Riffs haben mir dann den Rest gegeben. Ich habe die Platte dann immer weiter gehört, zum Schlafengehen, zum Aufwachen und tagsüber auch. Kurz darauf kam ich dann zu »Master of Puppets« und »The Legacy«. Das waren die Sachen mit denen ich angefangen habe. Du siehst, der Metal hat mich hart und schnell entjungfert.

Was wäre für dich die ultimative Tour mit AARDVARKS (Welche Länder, besonderen Städte, Clubs, Stadien, Support-, Headlinerbands …)?

Für mich wäre eine Südamerika Tour fantastisch, da ich dann mit den Jungs bei unseren bolivianischen Verwandten und Freunden einfallen könnte. Außerdem sind die südamerikanischen Metalleros sehr intensive Live-Geniesser. Als Band wäre mir persönlich BOLT THROWER sehr lieb. Aber da hat jeder von uns einen anderen Kandidaten.

Was kann man in Zukunft von AARDVARKS erwarten? Gibt es schon neue Songs, wenn ja wie unterscheiden sie sich von den anderen?

Wir werden einfach weitermachen wie bisher. Wir werden weder unseren Stil über Bord werfen, noch mit Mangel an Einsatz schwächeln. Wir werden eines Tages wissen, ob sich das gelohnt hat. Es gibt neue Songs, und die laufen auf dem gleichen Konzept wie bisher. Viel Thrash mit einer Prise Death- und Heavy-Metal, griffige Melodien und Riffs in midtemporeicher Abgehmanier. Es wird sich zeigen, ob sich eines – hoffentlich nahen – Tages die Möglichkeit ergibt, unsere Songs mit Labelunterstützung auf einem Longplayer zu verewigen. Wir arbeiten daran.

Some last Words or Greetingz?

Danke, Sascha, für den Support. Ich hoffe, das Ancient Spirit hat noch viele Ausgaben in dieser Qualität vor sich. An alle Interssierten: Besucht unsere Website, ladet Euch die Soudfiles runter und macht Euch ein Bild. CD-Bestellungen und Bandkontakt bei mir: Guido Meyer de Voltaire · In der Maar 25 · D-53175 Bonn · Fon 0228 3867782 · Fax 03228 3867781. Metal shall be thy only law!

Vielen Dank für dieses Interview