Interview von Markus Krüger und Holger Schweitzer

Kaum eine Band im Underground macht zur Zeit so von sich Reden wie die Bonner Thrasher um Guido Meyer de Voltaire. Also schnappte ich mir Guido und Daniel von Aardvarks und ließ ihm mal von meinem Kollegen Markus Krüger auf den Zahn füllen. Hier lest Ihr das Resultat. Ein Fragebogen folgt in Kürze

Also erst mal Gratulation zu Eurem wie immer überzeugenden Gig hier im Pantheon. Für unsere Leser die Euch noch nicht kennen; Seit wann gibt es Euch?

AARDVARKS gibt es seit dem Frühjahr ?92.

Ist ja schon ?ne Weile. Habt Ihr in der Zeit denn schon irgendwas veröffentlicht?

Es gibt von uns mittlerweile 3 Demos. Genau genommen vier. Dieses erste »de Lekkerste« entstand in unseren Anfangstagen. Damals noch live im Proberaum auf Dat aufgenommen. Dann kam ?94 das »EYES«-Demo. Diese 15spur-Aufnahme wurde im Studio 28 aufgenommen. Die 5 Tracks (33 Min) haben wir damals noch mit einem anderen Drummer und Bassmann eingespielt. Die letzten Exemplare sind bei mir noch für 10,? DM zu erhalten.

Eine absolut lohnende Investition, denn dieses Demo knallt und wird irgendwann mal einen hohen Sammlerstatus haben. (Dieses Demo hat damals für Aufsehen in der Undergroundszene gesorgt und ist heute noch absoluter Kult)

Danach kam dann unsere erste Aufnahme mit Nick Homfeldt an den Drums und Sven Krautkrämer am Bass. Dieses ?97 aufgenommene Demo enthält vier Songs. Den Titeltrack »Farkas? Lemma«, »Homeless«, »Late Onus« und Das Motörhead-Cover »Ace of Spades«. Nun haben wir vor kurzem nach dem Austieg  meines Bruders mit unserem neuen Mann an der Lead-Gitarre Daniel Hauenstein zwei neue Stücke eingespielt.  Neben »Profondo Rosso« haben wir noch ein Primus-Cover »Too many Puppies« aufgenommen. Aber diese beiden Songs bleiben nicht alleine!

Wie, erzähl mal?

Wir sind gerade dabei zwei weitere Stücke zu vollenden. Zu einem das heute dargebotene »Grey« und eines das in Arbeit ist. Diese vier Songs werden dann als Promo-EP, in einer vorerst kleineren Auflage von 500 oder 1 000 Stück, veröffentlicht. Dieses wird dann unsere erste OFFIZIELLE CD-VERÖFFENTLICHUNG.

Aha, Glückwunsch! Also habt Ihr jetzt einen Plattenvertrag?

Nein, wir haben ein Produktionsvertrag mit Oliver Weiskopf von STONEHENGE PRODUCTIONS, bei dem wir auch unsere Stücke aufnehmen. Wenn wir reifes Material haben holt er uns ins Studio und dann wird eine Vorproduktion, ein neues Demo oder neues Promomaterial aufgenommen.

Vermarktet Ihr Euch selber oder habt Ihr professionelle Unterstützung?

Wir versuchen jetzt mit Hilfe von Mathias Böttcher von Modular Music in Hamburg einen Deal an Land zu ziehen. Mathias wird vorrausichtlich auch unser Management übernehmen.

Mit Erfolgsaussichten?

Wir sind sehr zuversichtlich. Er ist ein Mann der über große Erfahrungen im Business verfügt. Bevor er sich mit MODULAR MUSIC selbstständig gemacht hat war er lange Jahre bei der Polygram und bei Motor Music.

ENDLICH. Nun aber nochmal zu Eurer Stilrichtung, war die schon immer so? So ne Mischung aus Old School Death und Thrash?

Ja von Anfang an, haben wir in die Thrash Richtung gezielt. Wobei immer von oben und unten Heavy und Death Einflüsse dazugekommen sind.

Ist auch gut so, schließlich trifft man diese Mischung nicht oft an und sie wirkt wie eine Frischzellenkur im HM. Aber dieser Stil wird auch bleiben oder werdet Ihr Euch umorientieren?

Im weitesten Sinne ist das der Stil den wir für uns geprägt haben, insofern wird sich da großartig nichts ändern. Wir werden uns weiterentwickeln, daß kann mann auch anhand der Songs auf den Demos und Aufnahmen vergangener Tage hören. Man stellt auch in den Aufnahmen von ?94, ?96, ?97 und ?98 fest, daß wir uns zwar technisch weiterentwickelt haben aber vom stilistischen bei unseren Roots geblieben sind.

Kann es sein, daß Ihr etwas melodischer geworden seit mit der Zeit?

Wir waren eigentlich von Anfang an ziemlich melodisch und das soll auch so bleiben. Wir haben auch die Gitarren nie runtergestimmt. Wir haben einfach nach der alten Thrash und Heavy Metal Schule unsere Gitarren auf E gestimmt, damit auch live jede Feinheit der Melodie erkennbar ist. Denn wenn man zu weit runterstimmt ist vor allem live die Gefahr ziemlich groß, daß man vielleicht noch den perkussiven Anschlag mitkriegt, die Melodie an sich aber, gerade auf der E-Saite, verloren geht.

Aber deine Gesangslinien werden auch so bleiben?

Der Gesang ist eindeutig Shouting! Eine Kombination aus Death und Thrash. Ich bin da sehr beeinflußt von einem gewissen Carl Willetts von Bolt Thrower. Der Junge arbeitet sehr aus seiner Brust heraus, um nicht kreischend oder möglichst tief grunzend böse zu wirken, sondern brüllt mit seinem ganzen Körper, damit seine Stimme so kraftvoll rüberkommt.

Also richtig atlethisch?

(grins) Ja, eigentlich schon, man muß seinen ganzen Körper einsetzten, damit man nicht dieses Kreischen oder Gegrunze rausbekommt.

Wollt Ihr denn nun in das Profi Lager wechseln und Euch in Zukunft von Platten und Konzerten ernähren?

Das ist eigentlich genau das was wir vorhaben! Wir machen uns aber keine Illusionen, daß man mit unserer Musik großartig absahnen kann. Was wir uns aber wünschen, ist, daß wir eine geraume Zeit von der Musik leben können, ohne irgendwelche Nebenjobs zu machen. Vielleicht auch mal auf Tour, Releases machen, daß wir auch mal einen Namen in der Szene haben und nicht nur im Underground.

Die Chancen und das Potiential habt Ihr ja, Euer Name wird ja immer häufiger gehandelt.

Wir haben dafür auch gearbeitet und jede Menge Konzerte gespielt. Da bleibt es dann nicht aus, daß man da ein bischen rumkommt!

Aber Ihr werdet Euch für den Erfolg keinem Trend anbiedern, Schminkkoffer raus oder Nieten umhängen und von Fantasywelten singen?

Nein! (lacht) Definitiv! Es gab zwar schon mehrere Anfragen, aber wir bleiben wie wir sind!

Gut so! Ihr seit ja auch in der Presse als die Deutsche Death Metal Hoffnung angepriesen worden.

Das wurde mal im Ablaze geschrieben. Das war auch nett, man kann aber nicht sagen, daß wir reinen Death Metal spielen. Denn dann würden einige enttäuscht sein, die pure Deathmetal hören, es wird denen wohl viel zu thrashlastig sein.

Ok, kannste Du abschließend nach was zu dem ungewöhnlichen aber genialen Primus Cover und den Underground-Klassikern »Farkas? Lemma« und »Merry-go-Round« sagen.

Natürlich. »Too Many Puppies« spielen wir schon seit geraumer Zeit ab und zu live. Bei der letzten Studio-Session haben wir uns dann entschieden ihn auf Band zu bannen. Er wird zusammen mit »Profondo Rosso«, »Grey« und einem weiteren neuen Stück gegen Ende des Jahres auf einer EP veröffentlicht werden, die bei uns oder bei STONEHENGE PRODUCTIONS für 13,?DM inc. Porto zu bestellen sein wird. Wenn es soweit ist schicken wir aber noch Flyer im Underground rum. Tja, »Farkas? Lemma« bezieht sich auf einen mathematischen Hilfssatz, der von Farkas entwickelt wurde. Der Text ist ziemlich abstrakt und vielseitig zu interpretieren. Musikalisch ist vor allem der Slap-Bass interessant für diejenigen, die etwas openmindet sind. »Merry-go-Round« ist eine Abhandlung über den rheinischen Karneval und die oft sehr erzwungen wirkende Fröhlichkeit, die durch jede Menge Alkohol entfesselt, uns doch immer wieder sehr auf den Wecker geht.

Also danke für das Gespräch und viel Erfolg weiterhin.

Ich kann nur sagen eine sympathische Combo mit unheimlich Potiential, wenn eine deutsche Band groß werden kann, dann die! Wir bleiben bei Aardvarks am Ball!